NETZWERKPARTNER

Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN

FREITAGS, 15:30 - 17:00 UHR
KIDS IN!
Programm für kreative Köpfe von 6 bis 10 Jahre

09 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr, 17 Uhr, 19 Uhr, 21 Uhr
Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

Bewerbungsschluss: 30. April
Wir suchen dich! FSJ im OLME
Deine Chance für eine vielseitige und spannende Erfahrung

KUNSTWERK DES MONATS NOVEMBER 2001 (1)

Chinesisches Auftragsporzellan

Im 17. Jahrhundert blühte in Europa der Handel mit asiatischem Kunstgewerbe.

Ovale Deckelterrine:
um 1750
Hartporzellan
20,5 x 37,0 x 23,5 cm
Inv.Nr.: NK 227

Untersatz der Ovalen Deckelterrine:
um 1750
Hartporzellan
40,0 x 25,0 cm
Inv.Nr.: NK 228

Der Luxushandel mit Seide und Porzellan brachte den Orient dem Okzident in Geschmacks- und Stilfragen näher. Die chinesischen Manufakturen bemühten sich bei der Herstellung von Porzellanwaren, auf die unterschiedlichen Vorgaben und Modelle der Kunden einzugehen. Alles von Europa bestellte, in China angefertigte und wiederum nach Europa verschiffte Porzellangut bezeichnet man als Auftragsporzellan. Die zwei hier ausgestellten Objekte stammen aus der Fracht des Handelsschiffes „Prinz von Preußen“ der Asiatischen Handelskompagnie. Die „Prinz von Preußen“ strandete im Juli 1755 auf einer Sandbank vor der Küste Ostfrieslands. Die Fracht bestand aus chinesischem Auftragsporzellan und war als Geschenk für Friedrich den Großen gedacht. Um das Schiff von der Sandbank zu befreien, wurde Ballast – unter anderem auch Teile der Ladung – über Bord geworfen und an Land gebracht. Das Porzellan gelange so in den Handel und wurde in Emden und Stettin versteigert. Terrine und Untersatz bestehen aus chinesischem Hartporzellan und sind mit dem Großen Preußischen Staatswappen versehen. Das Wappen wird durch zwei „Wilde Männer“ gehalten, die dem pommerschen Wappen entnommen sind. Von den vier übereinander angelegten Herzschilden erkennt man als unterstes das Wappen Ostfrieslands, das seit 1744 unter preußischer Herrschaft stand. Um die Herzschilde herum sind die Wappen der zu Preußen zugehörigen Regionen angeordnet.
Die Terrine zeigt die typischen von Europa gewünschten und von den Chinesen etwas abgewandelten Formen. Zugrunde liegt ein längliches Achteck. Der auslaufende Körper hat schwach vertikale Profile und einen glatten verbreiterten oberen Rand. Die beiden Schmalseiten dekorieren zwei chinesische Schweinsköpfe. Im Ostfriesischen Landesmuseum ausgestellt ist nur der untere Teil der Terrine. Ursprünglich gehörte ein Deckel dazu. Im Hause Doorn (Niederlande) existiert eine vergleichbare Terrine. Man nimmt an, dass auch der verloren gegangene Deckel mit den oberen Teil des Staatswappens und dem Staatsadler als Griff versehen war. Das Wappen ist auf der Längsseite angebracht und ist so aufgeteilt, dass der obere Teil, das Wappenzelt, auf dem Deckel abgebildet ist, während das Wappenschild komplett auf dem unteren Teil der Terrine zu sehen ist. Der fehlende Deckel ist ein möglicher Grund dafür, dass dieses Objekt nicht versteigert werden konnte und daher in Emden blieb.
Der Untersatz zeigt ebenso das Große Preußische Staatswappen. Wie auch bei der Terrine ist die Farbgebung des Untersatzes eine typische für das Auftragsporzellan seiner Zeit: Eisenrot, Gold, Türkis, Zartgrün und Königsblau sind die verwendeten Farben. Diese Farbkomposition zählt man zur „Famille Verte“. Der Rand ist mit Gold konturiert.
In den europäischen Sammlungen hat das Wappenporzellan einen hohen Wert. Leider ist kein Service vollständig erhalten. Noch erhaltene Stücke sind über ganz Europa in verschiedenen Museen und Sammlungen verstreut zu finden.

Raquel Henkelmann M. A. - Dipl. Museologin Sybille Lewerken