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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
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KUNSTWERK DES MONATS OKTOBER 2001

Anna Selbdritt

Die große Blütezeit der Annenverehrung war das späte 15. und das 16. Jahrhundert, eine Zeit, zu der sich in Emden eine Bruderschaft um den St. Annen-Altar der Gasthauskirche gruppiert hatte.

Anna Selbdritt
Ende 15. Jahrhundert
Holz
72,0 x 42,0 cm
Inv.Nr.: Pl 19

Anna war die Mutter Mariens, die wiederum Christus zur Welt gebracht hat. Obwohl die Evangelien darüber nichts, auch nicht den Namen, berichten, ist die Geschichte der hl. Anna in den etwas späteren Apokryphen überliefert. Die Heiligkeit Annas beruht auf ihrer Tochter, so dass sie meist mit Maria und dem Christkind zusammen dargestellt wird. Diese Darstellung findet sich in Deutschland seit dem 13. Jahrhundert, vielleicht erstmals mit einer Stuckfigur in St. Nikolai von Stralsund.
Die Gruppierung der Heiligen Anna, Maria und Christus wird seit dem Spätmittelalter als „Anna Selbdritt“ bezeichnet. Der Familien-Gedanke war bei dieser Bezeichnung wichtig. War die Mutter der hl. Anna, die hl. Emerentia, ebenfalls dargestellt, wurde die Gruppe zur „Emerentia selbviert“. Der Stammbaum Christi, von der Wurzel Jesse an, gehörte zum mittelalterlichen Glauben und konnte hier in einer Frauenlinie bis zu Jesus Christus geführt werden. Das Hervorbringen der Erlösung machte eine Entwicklung anschaulich, die aus der biblischen Vergangenheit in die Zukunft führt. Die Platzierung der Heiligen wird aus der sitzenden Gottesmutter der Ostkirche, der Nikopoia-Gruppe abgeleitet, die somit erweitert wird. Nicht allein der Darstellungstyp, auch die Reliquien der hl. Anna wurden aus Byzanz importiert.
Die Holzfigur der Anna Selbdritt, die sich heute im Ostfriesischen Landesmuseum befindet, wurde nach dem Sitzungsprotokoll der „Kunst“ vom 30. Oktober 1934 durch Herrn ten Doornkaat in der Kirche zu Bangstede bei Aurich entdeckt. Er sandte die Fotografien einiger Holzplastiken nach Emden, u.a. eine Madonna mit Kind, einen Bischof oder Abt, die Figurengruppe mit Maria und Anna sowie eine gotische Reliquien-Truhe. Nachdem die Genehmigung durch das Landeskirchenamt in Hannover eingeholt worden ist, konnten die Stücke als Dauerleihgaben im Februar 1935 nach Emden gebracht werden.
Die hl. Anna trägt als Matrone ein ehemals rotes Tuch über dem Kopf, das weit fallend auch die Schultern der bekrönten Maria bedeckt. Dies symbolisiert den Schutz des Glaubens, der hier Anna, Maria und Christus vereint. Das Christkind ist heute nicht mehr vorhanden, nur die kleinen Füße sind auf dem rechten Oberschenkel Mariens zu sehen. Insofern ist Anna Selbdritt hier nur zu zweit. Unter dem Arm der hl. Anna, früher hinter dem Kopf Jesu, befindet sich eine Aussparung, die wohl mit einer farbigen Glasplatte hinterlegt war, so dass das Zentrum der ganzen Figur (und des christlichen Glaubens) mit strahlendem Glanz besonders zur Geltung kam.
Trotz des Alters der spätmittelalterlichen Figur kann man sich den früheren Glanz ein wenig vorstellen.

Dr. Hans-Peter Glimme