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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
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Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

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Programm für kreative Köpfe von 6 bis 10 Jahre

09 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr, 17 Uhr, 19 Uhr, 21 Uhr
Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

Bewerbungsschluss: 30. April
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KUNSTWERK DES MONATS SEPTEMBER 2001 (2)

Patronentasche, Patronen-Bandelier und Pulverflasche

Ende des 16. Jahrhunderts geriet Emden in das Spannungsfeld des Krieges in den benachbarten Niederlanden und die Bevölkerung musste fürchten, ein Angriffsziel zu werden.

Patronen-Bandelier für Musketiere mit sechs hölzernen Pulverflaschen
1. Hälfte 17. Jahrhundert
Rindsleder, Eichenholz
Bandelier: 120,0 x 5,0 cm; Pulverflasche: 14,0 x 3,5 cm; Gewicht: 700 g
Inv.Nr.: RK 1373

Patronentasche mit Ledertrageriemen
17. Jahrhundert
Rindsleder
Tasche: 28,0 x 31,0 cm; Trageriemen: 170,0 x 10,5 cm; Gewicht: 1700 g
Inv.Nr.: RK 1455

Pulverflasche
17. Jahrhundert
Holz mit Eisenbeschlägen
25,0 x 20,0 cm; Gewicht: 920 g
Inv.Nr.: RK 1352

Vor allem die Niederlage Ludwigs von Nassau in der Schlacht bei Jemgum 1568 zwang die Stadt Emden, ein Zeughaus anzulegen. Emden selbst wurde nicht zuletzt aufgrund von dringenden Hinweisen aus dem Ausland auf einen drohenden Angriff mit mächtigen Festungswerken umgeben. Vorausschauend kaufte der Rat umfangreiche Munitions- und Waffenvorräte. Unterlagen des Stadtarchivs Emden aus dem Jahr 1617 bezeugen, dass in der Rüstkammer 1191 Handfeuerwaffen, darunter 11 Wallbüchsen und 1036 Musketen, vorhanden waren. Diese Luntenschlossmusketen waren die damals modernen Waffen. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts setzten sich zunehmend die Radschlossgewehre auch im militärischen Bereich durch. Notwendiges Zubehör der Schützen waren Pulverflaschen, Bandeliers und später Patronentaschen.
Die Pulverflasche besteht aus einem trapezförmigen Holzkörper mit Eisenbeschlägen. Ein Gürtelhaken ermöglicht es, die Pulverflasche rechts rückwärts am Gürtel zusätzlich zu befestigen. Es diente zur Aufnahme des Schießpulvers. Die für den einzelnen Schuss erforderliche Pulvermenge (um 23 g) konnte der Schütze einerseits mit dem am Hals der Pulverflasche befindliche Maß dosieren. Gewöhnlich besaß ein Musketier eine große und eine kleine Pulverflasche. In der größeren bewahrte er das gröbere Laufpulver auf, in der kleineren das feine Zündpulver, das auf die Pfanne der Muskete geschüttet wurde. Die Pulverflaschen trug er an der linken Seite, an über die rechte Schulter geworfenen Schnüren.
Damit während des Marsches die Pulverflasche sich nicht herumwarf, befindet sich an der Rückseite der Pulverflasche ein Metallhaken, der zum Einhaken am Gurt des Musketiers diente.
Zeitgenössische Abbildungen zeigen den Musketier mit einem Patronenbandelier. Die für einen Schuss nötigte Pulvermenge konnte auch in diesen hölzernen Portionsbüchsen, die mit Schnüren am Bandelier hingen, aufbewahrt werden. An einem 5,0 cm breiten Lederriemen hängen sechs von ursprünglich 12 hölzernen Pulverhülsen. Diese Pulverhülsen sind aus Holz gedreht, 13 cm lang, mit einem Deckel und in der Mitte mit zwei henkelartigen Ansätzen versehen, mittels derer sie am Bandelier befestigt hängen. Dieses Bandelier wurde über die linke Schulter schräg nach rechts getragen. An diesem Gurt war zusätzlich ein lederner Beutel befestigt. Er diente zur Aufbewahrung des feineren Zündpulvers.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts setzten sich zunehmend die Radschlossmusketen durch. Das Bandelier wurde durch die Patronentaschen verdrängt. Die Musketiere trugen nunmehr die Pulverdosis schon im Papier verpackt in derartigen Taschen. Diese Patronen beschleunigten den Ladevorgang der Radschlossmusketen und somit auch das eigentliche Schießen. Ausgestellt ist eine lederne Patronentasche der Emder Bürgerkompanien. Die Patronentasche wurde mit einem 10,5 cm breiten gelben Ledergürtel über der Schulter getragen.
Auf ihrem Deckel zeigt die Tasche das eingepresste und bemalte Emder Wappen. Im Innern der Tasche befinden sich zwei Fächer zur Aufnahme der Patronen. Als Verschluss dient eine große zweizinkige Schnalle. Ein unbarmherziger Drill in „Takten“ sorgte dafür, dass in der Hitze des Gefechts keine Fehler auftraten. Die Hauptschritte waren: Patrone mit den Zähnen aufreißen,
Pulver und Kugel laden, die Ladung hinunterstoßen, die Pfanne beschicken, (bei der Luntenschlossmuskete) Lunte anblasen, Zielen und Feuern. Das Exerzieren mit der Muskete war also langwierig und recht kompliziert. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) übte man das Laden und Abfeuern der Muskete in 99 Positionen mit 163 Befehlen. In der Mitte des 17. Jahrhunderts gab es nur noch 43 Positionen, jedoch stellte auch dies die Kompliziertheit der militärischen Ausbildung unter Beweis.

Dr. Wolfgang Jahn