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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
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Emder Glockenspiel
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KUNSTWERK DES MONATS JUNI 2001 (2)

Tischpendule

Bei der hier vorgestellten Tischpendule in französischem Stil handelt es sich um eine Uhr der Firma „Aktiengesellschaft für Uhrenfabrikation in Lenzkirch“ im Schwarzwald.

Tischpendule
1890 – 1910
Metall, Glas
54,0 x 29,0 x 13,5 cm
Inv.Nr.: UM 300

Die im Jahr 1846 gegründete und 1851 in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Fabrik lieferte ihre Produkte nicht nur in das europäische Ausland sondern auch nach Übersee. Die Lenzkircher Uhren gehörten wegen ihrer hohen technischen Qualität und dem anspruchsvollen Design zu den hervorragenden Stücken, die aus der Schwarzwälder Uhrenproduktion des 19. und frühen 20. Jahrhunderts hervorgegangen sind. Die Prägemarke auf dem Werk und die Seriennummer lassen auf ein Herstellungsdatum bald nach 1890 schließen.
Die Uhr besitzt ein Gang- und ein Schlagwerk sowie ein emailliertes Zifferblatt mit römischen Ziffern. Das Gehäuse ist aus Metallguss, der vermessingt und verkupfert wurde. Den unteren Teil der Pendule bildet eine rechteckige Sockelzone auf vier Standfüßen, die zurückspringt und von einem schmaleren, ebenfalls rechteckigen Mittelteil abgelöst wird. Der obere Abschluss nimmt schließlich die runde Form des Zifferblattes auf. Die gesamte Uhr ist mit einem dichten Netz von aufgelegten Ornamenten und plastisch gearbeitetem Figurenschmuck überzogen. Die Bekrönung bildet ein aufwendiger Kandelaber. Hinter dem Putto an der Front und den als Karyatiden gestalteten Satyrn an der Schmalseite ist das Gehäuse durchbrochen gearbeitet.
Die Rückseite verzieren flache Ornamentformen, die an das Beschlagwerk der Renaissance anknüpfen. Pendeluhren mit ausgefallenen und reich verzierten Gehäusen wurden vor allem in Frankreich während des 18. und 19. Jahrhunderts hergestellt. Diese Uhren gaben nicht nur diesem Typus die Bezeichnung „Pendule“ (franz. Ausdruck für Pendel), sondern hatten auch einen großen Einfluss auf die Formgebung der deutschen Uhrenproduktion. Die Pendule aus Lenzkirch ist ein typisches Beispiel für eine Uhr des Historismus. Modernste Uhrentechnik wurde mit Formen kombiniert, die sich an die Ornamentsprache des Barock und der Renaissance anlehnen, sie jedoch nicht wörtlich kopieren. Es wurde vielmehr eine Verknüpfung aus beiden Kunstepochen hergestellt. Während die Einzelformen wie Beschlagwerk, symmetrische Kartuschen und Voluten der Renaissance entlehnt wurden, entspricht die gesamte Form und Gestalt der Uhr sowie die Überfülle der Verzierungen mehr der Zeit des Barock. Diese anachronistische Kombination und die Übersteigerung der historischen Vorlagen kennzeichnen die Formensprache der Neorenaissance wie des Neobarock.
Die Uhr kam 1997 in das Ostfriesische Landesmuseum │ Emder Rüstkammer und stammt aus dem Legat Renate Fabricius.

Dr. Birgit Biedermann