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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN

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KIDS IN!
Programm für kreative Köpfe von 6 bis 10 Jahre

09 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr, 17 Uhr, 19 Uhr, 21 Uhr
Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

KUNSTWERK DES MONATS MAI 2001 (1)

Das Einhorn auf dem Mörser

Mörser wurden allgemein zum Zerstoßen von Kräutern und Gewürzen genutzt.

Jan Crans
Mörser
1711
Bronze
17,0 x 22,5 cm
Inv.Nr.: UM 355/1

Ganz besonders häufig war die Anwendung bei den Apothekern, die Arzneimittel aus zerkleinerten Blättern herstellten, so dass Mörser sogar als Zeichen für Apotheken dienten. Von 1656 bis 1770 waren die Apotheker in Emden aufgrund ihrer Heilkräuter der Zunft der „Kräutner“ angeschlossen.
Bei diesem Mörser sind unter dem angedeuteten Gesims zwei Ornamentbänder aufgelegt, die Rankenwerk mit Fantasievögeln zeigen, wobei ein Vogel nach links, der andere nach rechts blickt. In der Mitte befindet sich ein Einhorn, das als Symbol die Heilkunst verkörpert. Diese Ornamentfolge wird jeweils wiederholt, so dass die Ränder der Stücke sichtbar bleiben. An einer Stelle bricht die Auflage leicht auf und zeigt grüne Oxidationsspuren.
Die schöne Besitzergeschichte des Mörsers im Ostfriesischen Landesmuseum │ Emder Rüstkammer stand auf einem heute verlorenen Holzdeckel verzeichnet: Zunächst war der Mörser im Besitz des Apothekers Schilling in Emden, dann bei den Apothekern Pundt und später Heideck in der Emder Neutorstraße, um 1848 ging er an die Einhorn-Apotheke des Apothekers Kohl, die Dr. Riedemann und später C. Herrmann übernahmen. Letzterer schenkte den Mörser 1885 an die „Kunst“.
Das Gefäß aus Bronze trägt eine Inschrift, die den Gießer und das Datum vermerkt: „Ian Crans me fecit AO 1711“, (Jan Crans hat mich gefertigt im Jahre 1711). Jan Crans stammte wahrscheinlich aus Enkhuizen, weil auch ein Cornelius Crans in Enkhuizen Glocken goss und der Sohn des Jan Crans, Cyprianus Jansz. Crans, in Amsterdam die Stadt-Gießerei gepachtet hatte. Die holländische Produktion des Bronzesgusses wurde oft in den ostfriesischen Raum exportiert.
Hergestellt wurden die Mörser also von Glocken- und Geschützgießern, die den Bronzeguss beherrschten. Dabei war es möglich, das Metall in eine Form aus getrocknetem Lehm zu gießen. Vorher wurde das spätere Gefäß in Wachs oder Talg als Positiv vorgeformt, worüber man den feuchten Lehm strich, der somit das Negativ ergab. Anschließend floss das Wachs durch die Erwärmung aus (Wachsausschmelzverfahren), und die Bronze wurde in die Lehmform gefüllt. Durch zerschlagen des Lehmmantels kam der Mörser zum Vorschein. Die Verzierungen konnte der Gießer schon aus Wachs geformt auf den „falschen Mörser“, der aus Wachs bestand, setzen, so dass die Form erhaben auf dem Bronzeguss erschien, oder der Guss geschah ohne Verzierung, worauf der Lehmmantel abgeschlagen wurde, um ein fertiges, durch Hitze biegsam gemachtes Bronze-Ornament aufzulegen. Dies Verfahren ist bei unserem Gefäß angewandt worden. Interessant ist, dass ein solcher Fries aus Rankenwerk nicht erst im 18. Jahrhundert, sondern genauso im 16. oder 17. Jahrhundert beliebt war. Die Gussformen für die Verzierungen wurden über einen sehr langen Zeitraum benutzt. Bei diesem vorgestellten Mörser bleibt im Mittelpunkt das Einhorn.

Dr. Hans-Peter Glimme