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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
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Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
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Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

KUNSTWERK DES MONATS FEBRUAR 2001 (1)

Das Emder Rathaus

Eine Grafik eines wohl bedeutendsten und bekanntesten Malers und Grafikers in Ostfriesland, (Carl) Ernst Petrich (1878 – 1964), ist das Kunstwerk des Monats Februar 2001 aus dem Bestand des Ostfriesischen Landesmuseums │ Emder Rüstkammer.

Ernst Petrich (1878 Gravenhorst / Tecklenburg – 1964 Leer)
Alt-Emden: Rathaus / Rathaus III
1927
Kaltnadelradierung
16,0 x 16,8 cm
Inv.Nr.: GS Stadt 10134

Diese Kaltnadelradierung ist datiert aus dem Jahr 1927 und zeigt den Blick über den Rathausplatz auf das 1574 . 1576 von Laurenz von Steenwinkel erbaute alte Emder Renaissance-Rathaus. Die Rathausansicht füllt die Grafik (H: 16,0 cm; B: 16,8 cm / Plattenmaß H: 16,7 cm; B: 17,7 cm) in ihrer ganzen Breite bis zum oberen Bildrand. Im Vordergrund rechts sind Teile der nach 1893 neu errichteten Hafentreppe zu sehen sowie eine Reihe von Straßenlaternen, die den Blick des Betrachters diagonal auf das Rathaus zuführen. Im unteren Drittel des Bildes beleben Fußgänger und ein einachsiges Pferdefuhrwerk mit zwei, dem Betrachter den Rücken zuwendenden Insassen, die Stadtansicht. Diese genrehafte Figurenschilderung erweitert die historizierende Wiedergabe des Rathauses um ein erzählendes Moment. Realistische Detailtreue und eine lebhafte Lichtgestaltung prägen darüber hinaus den Kunstwert dieser Radierung: Der lichterfüllte Torbogen des Rathauses steht im Kontrast mit der fast samtigen Schwärze des verschatteten Pferdefuhrwerkes, reflektierende Fensterscheiben kontrastieren mit schattigen Dachpartien.
Die für die Kaltnadelradierung typischen unscharfen und weichen Linien entstehen aus der Besonderheit dieser Technik: Durch das Einritzen der Linien mit einer Radiernadel in das Metall wird das Material nicht wie beim Kupferstich weggeschnitten, sondern als Grat neben die Furche gedrückt. Diese Grate nehmen zusätzlich Farbe auf und bewirken das typische Samtige und die satte Schwärze der Linien. Unterschiedliche Tonwerte werden durch kreuzförmige oder parallele Schraffuren erzeugt. Mit Hilfe eines kleinen Rädchens, dem sogenannten Roulette, dessen Lauffläche mit scharfen Spitzen besetzt ist, kann der Künstler graue Flächen, unterbrochene Linien oder weichere Übergänge herstellen. Eine Detailansicht der Radierung lässt vermuten, dass Petrich mit diesem Instrument gearbeitet hat. Besonders deutlich wird dies an den Umrisslinien des Rathausdaches. Die Signatur des Künstlers – EPetrich – erscheint rechts unten sowohl in der Grafik selbst, als auch mit Bleistift auf dem Papierabdruck.
Ernst Petrich wurde am 23.10.1878 in Gravenhorst / Tecklenburg geboren, siedelte aber bereits als Vierjähriger mit seinen Eltern nach Leer / Ostfriesland um, wo sich schon bald seine künstlerische Begabung zeigte. Nach einem Studium an den Kunstakademien in Düsseldorf und Berlin, wurde Petrich Lehrer für Gebrauchsgrafik in Berlin. Während zahlreicher Aufenthalte in seiner ostfriesischen Heimat hielt er die typischen Fehn-, Moor- und Marschlandschaften, die ostfriesische Gebäude- und Schiffstypen in zahlreichen Zeichnungen, Aquarellen und Radierungen fest. Herausragend sind die Radierungen mit Motiven Alt-Emdens, zu denen auch die Rathausansicht gehört. Auf 24 Platten hat Petrich Motive aus Alt-Emden festgehalten, vor allem das Rathaus, den Delft und die Häuser und Straßen der alten Hafenstadt. Sie sind heute unersetzliche Dokumente der im Krieg zerstörten Altstadt Emdens.
Nachgelassene Werke finden sich heute im Bestand des Heimatmuseums in Leer, der Ostfriesischen Landschaft in Aurich und dem Ostfriesischen Landesmuseum in Emden.

Elke Haan M. A.