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gespielt von Michael Schunk

KUNSTWERK DES MONATS JANUAR 2001 (2)

In den Dünen

Vor den Augen des Betrachters entfaltet sich eine bis zum Horizont reichende Dünenland-schaft, deren Plastizität einlädt, einen Schritt nach vorne, hinein in das Bild zu machen, um unter den Füßen den weichen Sand zu spüren.

Alf Depser (1899 Nürnberg – 1990 Juist)
In den Dünen
um 1950
Pastellkreide auf Pergament
24,5 x 32,9 cm
Inv.Nr.: GS Stadt 9878

Das geheimnisvolle Anziehende des Bildes liegt darin, dass sein Komponist mit wenigen zarten Strichen die Landschaft nur angedeutet hat, aber das Zusammenspiel der Pastellkreiden mit dem Pergamentuntergrund bewirkt eben diese Dreidimensionalität. Der Untergrund selbst, das inzwischen ins Beige verwitterte Pergament, vermittelt den Eindruck von Sand. Die violetten Pastelltöne hingegen modellieren die vom Wind willkürlich zusammengefegten und ungleichmäßigen Erhebungen. Festgehalten werden die flüchtigen Sandgebilde von in grünen Pastelltönen dargestellten Dünengräsern, dem Strandhafer. Fast am Horizont, im oberen Bilddrittel, entdeckt der Betrachter ein kleines Dorf, das sich hinter den Dünen versteckt als wolle es das Naturschauspiel nicht stören. Auch das Meer, mit wenigen Pastellstrichen am linken Bildrand leicht angedeutet, hält sich ehrfurchtsvoll ob dieser landschaftlichen Schönheit zurück.
In diesem Bild hat Alf(red) Depser in brillanter Technik, aber ohne großen technischen Auf-wand seine Liebe zu der norddeutschen Insellandschaft verewigt, die ihn im Alter von 38 Jah-ren endgültig aus dem fränkischen Nürnberg fort gelockt hatte. Der Maler und Graphiker Alf Depser wurde am 23. März 1899 in Nürnberg geboren und wuchs auch im Frankenland auf. 1920 bis 1924 studierte er am Nürnberger Technikum Chemie, doch diesen Beruf hängte er bereits 1925 wieder an den Nagel. Im Winter des selben Jahres, 26jährig, unternahm Depser zum ersten Mal eine Reise nach und durch Ostfriesland, das ihn in den folgenden Jahren im-mer mehr gefangen nahm. 1926 begann er ein Graphikstudium an der Staatshochschule für angewandte Kunst in Nürnberg, das ihm eine solide handwerkliche Ausbildung in den ver-schiedensten Bereichen der graphischen Gestaltung bot. Seit 1929 war Alf Depser als frei-schaffender Künstler tätig und wiederholte von nun jährlich seine Reisen in den Nordwesten Deutschlands. Seine Liebe galt aber nicht nur dem Festland, sondern vielmehr den Inseln und ebenso seiner 1937 geheirateten Ehefrau Magdalena Schütte aus dem friesländischen Varel. Im selben Jahr brach er seine Zelte in Nürnberg ab und übersiedelte vollends nach Juist, wo er bis zu seinem Tod als freier Künstler lebte. Aufgrund seines künstlerischen Wirkens verlieh ihm die Ostfriesische Landschaft 1978 das Indigenat, die ostfriesische Staatsangehörigkeit oder das Recht, Ostfriesland als Heimat zu betrachten. Am 2. März 1990 starb der Künstler auf Juist.
Aufgrund des als Untergrund gewählten Pergaments wirkt das Bild, das kaum größer als DIN A 4 ist, wie ein gewaltiges Diapositiv, denn die Plastizität der dargestellten Dünenlandschaft wird verstärkt, wenn der Betrachter sich das ungerahmte Blatt nimmt und es gegen das Licht hält. Durch den Lichteinfall wird die natürliche Beschaffenheit des Untergrundes zurückge-nommen, während die vermeintlich starre, deckende Schicht der Pastellkreiden dem Betrach-ter entgegenkommt. Verstärkt wird der Eindruck – wie bereits erwähnt – durch die Verwitte-rung oder Vergilbung des Pergaments, dessen ursprüngliche Beschaffenheit – an den Blatt-rändern aufgrund einer Rahmung noch sichtbar – wesentlich heller gewesen ist, aber vermut-lich auch in diesem Zustand schon für die erstaunliche Dreidimensionalität gesorgt hat.

Aiko Schmidt M. A.