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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

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Bewerbungsschluss: 30. April
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KUNSTWERK DES MONATS OKTOBER 2000 (1)

Collier

Zur Sammlung des Ostfriesischen Landesmuseums │ Emder Rüstkammer gehören bemerkenswerte Schmuckstücke der einheimischen Goldschmiedekunst:

Collier
19. Jahrhundert
Silber, Gold, Filigran
Inv.Nr.: SK 342

Es handelt sich dabei um Filigranschmuck, der in Ostfriesland im 18. und 19. Jahrhundert sehr beliebt war. Das Wort .Filigran. bezeichnet aus dem Latein übersetzt den .gekörnten Faden. (filum: Faden, granum: Korn). Das Verzieren von Schmuckstücken mit einem Geflecht aus feinen Goldfäden und
-kügelchen ist eine alte Goldschmiedetechnik, die etwa ab der Mitte des 18. Jahrhunderts von den ostfriesischen Goldschmieden bevorzugt verwendet und zur Blüte gebracht wurde. Diese dekorative Kunst verbreitete sich entlang der Nordseeküste bis in die Niederlande.
In der Sammlung des Ostfriesischen Landesmuseums fällt ein besonders prächtiges Collier aus dem frühen 19. Jahrhundert auf: Es beeindruckt durch mehrere Kettenreihen, die in der Mitte und seitlich von halbmondförmigen Teilen zusammengefasst werden. Ein weiterer .Halbmond. bildet zusammen mit einer kleinen Rundscheibe mit durchbrochenen Strahlen eine Art Anhänger, der an kurzen Ketten vom Mittelstück herabhängt.
Diese halbmondartigen Formen sind typische Merkmale für ostfriesischen Trachtenschmuck und werden auch „Halfmaantjes“ genannt. Sie sind der Blickfang des Schmuckes und setzen Akzente durch den Kontrast von filigranen Spiralen in rahmenden Stegen und Platten in geometrischen Formen. Das fällt besonders am zentralen Halbmond auf, dessen Form rundlicher ist als die der anderen und so an einen dreiblättrigen Blütenkelch erinnert. Hier bilden Kreise und Quadrate die Rahmenstege für viele Filigranspiralen, gegen die sich im Zentrum die Flächen eines auf die Spitze gestellten durchbrochenen Quadrates und darin eines kleinen Kreises abheben.
Die „Halbmonde“ werden von acht Kettenreihen verbunden, von denen die oberen fünf aus Ringgliedern bestehen und die drei unteren durch filigranbesetzte Rauten hervorgehoben werden. Sie bilden zwischen den Halbmonden hängend selbst einen leicht und filigran wirkenden „Halbmond“. Der vielteilige Halsschmuck fügt sich so zu einem dreiteiligen Ganzen zusammen und wirkt sehr repräsentativ.
Der auffallende Schmuck zierte wahrscheinlich die Sonntagskleidung einer wohlhabenden Ostfriesin: Die Liebe zu repräsentativem Schmuck ist hier schon seit dem Mittelalter bezeugt. Der Heimatforscher Wiard Lüpkes überliefert in seiner Ostfriesischen Volkskunde eine Trachtenbeschreibung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts: Danach wurden solche kostbaren Gebilde aus bis zu drei filigranen Schlössern und mehreren Ketten über dem Brusttuch der farbenfrohen ostfriesischen Sonntagstracht getragen. Den Halsschmuck ergänzten passende Ohrringe. Es ist also gut hundertfünfzig Jahre her, dass solch ausladender Schmuck beliebt war. Der Geschmack hat sich geändert. Diese Stücke werden zwar nicht mehr getragen, verdienen aber als Kunstwerke einheimischer Tradition weiterhin Beachtung und können im Museum bewundert werden. Daneben gibt es aber auch noch heute einige Goldschmiede, die in gemäßigter Ausführung die alte Tradition des ostfriesischen Filigranschmucks fortführen.

Anja Weyer M. A.