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Ostfriesisches Landesmuseum Emden
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KUNSTWERK DES MONATS SEPTEMBER 2000

Silberner Spaten

Durch eines Hohenzollern Hand / darin liegt Kraft und Macht, / sei zu dem Heil fürs Vaterland / der erste Stich vollbracht. / Dann sei gewoben an dem Band. / das einet Ems und Rhein, / durch Friesenland zum Meeresstrand / Vermittler soll es sein. / Ein neues Leben sich erhebt, / Es mehret den Weltverkehr, / und über uns der Adler schwebt / im Flug vom Fels zum Meer. / Dem Buch zur Ehr, dem Feind zum Spott, / so komme es, das walte Gott.

Gabriel Hermeling (1833 Köln – 1904 Köln)
Spaten, mit dem Kaiser Wilhelm II. den ersten Spatenstich zum Bau des Dortmund-Ems-Kanals getan haben soll
1888
Messing, versilbert, Holz
124,5 x 21,0 cm
Inv.Nr.: SK 582

Als Kunstwerk des Monats September zeigt das Ostfriesische Landesmuseum │ Emder Rüstkammer den Spaten, mit dem der Kaiser Wilhelm II. den ersten Spatenstich zum 1886 in beiden preußischen Häusern endgültig beschlossenen Bau des Dortmund-Ems-Kanales getan haben soll. Als der deutsche Kaiser und preußische König Wilhelm II. am 11. August 1899 schließlich in Dortmund feierlich den Dortmund-Ems-Kanal seiner Bestimmung übergab, hat ein Projekt trotz zahlreicher Widerstände seine Verwirklichung gefunden, das auf eine jahrhundertealte Idee zurückging: Die Erschaffung einer schiffbaren Wasserverbindung Westfalens mit der Nordsee.
Es handelt sich um einen gut erhaltenen Spaten aus Messing geschmiedet und versilbert. Das Blatt ist ca. 21 cm breit und ca. 22 cm hoch. Auf der Vorderseite des Blattes ist das Kölner Wappen mit reich verziertem Helmschmuck eingraviert. Das horizontal geteilte Schild enthält im oberen Felde drei Kronen, im unteren elf Kreuze in drei Reihen zu fünf, vier und zwei. Auf der Rückseite befindet sich folgende Inschrift: Seiner lieben Stadt Emden gewidmet zum ersten Spatenstiche des Rhein-Ems-Kanales, Franz Merkens. Köln am Rhein, im Juli 1888.
Es handelt sich um ein Geschenk des ehemaligen Präsidenten des westdeutschen Fluß- und Kanalvereins Herrn Rentier Franz Merkens in Köln a. Rh. und sollte dazu bestimmt sein, den ersten Spatenstich zum Bau des Rhein-Ems-Kanals auszuführen. Eine letzte Klärung steht aber noch aus. Angefertigt wurde der Spaten in der Werkstätte des Hofjuweliers Gabriel Hermeling, ebs. in Köln. Der Knauf wird durch einen Reichsapfel gebildet, derselbe trägt oben das Wappen des Deutschen Reiches in Silber geschlagen. Um die Mitte des Knaufs läuft ein Band aus blau emailiertem Silber mit der Umschrift Suum cuique, dem Wahlspruch der Hohenzollern.
Der Spatenstiel ist in Holz geschnitzt und hat eine Stärke von ca. 3,5 cm, in der Mitte von 3 cm und unten, wo er im Blatt sitzt, eine Stärke von ca. 2,75 cm. Stiel und Knauf bestehen aus Buchsbaumholz. Das Holz befindet sich in einem guten Zustand. Es sind lediglich wenige kleinere Ausbrüche aus der Schnitzerei festzustellen. Diese befinden sich hauptsächlich in den gedrechselten Ringen. Auf dem geschnitzten Stiel befindet sich folgende gravierte horizontal laufende Inschrift in rot und schwarz gefärbt: Durch eines Hohenzollern Hand / darin liegt Kraft und Macht, / sei zu dem Heil fürs Vaterland / der erste Stich vollbracht. / Dann sei gewoben an dem Band. / das einet Ems und Rhein, / durch Friesenland zum Meeresstrand / Vermittler soll es sein. / Ein neues Leben sich erhebt, / Es mehret den Weltverkehr, / und über uns der Adler schwebt / im Flug vom Fels zum Meer. / Dem Buch zur Ehr, dem Feind zum Spott, / so komme es, das walte Gott.
Im unteren Bereich des Stiels ist ein metallenes, versilbertes Band angebracht, mit der gravierten Inschrift und den aufgesetzten Wappen der folgenden Städte: Hamburg, Bremen, Emden, Münster, Dortmund und Duisburg. Vermittelt werden Stiel und Blatt durch einen blau emaillierten Ring, welcher noch die Inschrift Vom Fels zum Meer trägt. Der gesamte Spaten, sowohl Holz als auch Metall, ist mit einem sehr dickflüssigen Schellack überzogen, der auf dem hölzernen Stiel relativ gleichmäßig, auf den metallenen Teilen jedoch sehr ungleichmäßig verteilt ist. Auf dem Spaten und dem metallenen Band ist der Schellack in schlierenden Spuren, die in dicken Tränen enden, verbräunt. Stellenweise ist das Silber schwarz und gelb mit Oxidationsprodukten des Silbers und des darunter liegenden Messings angelaufen.
Mit Unterstützung des Stadtmuseums Münster konnte dieses beeindruckende kulturhistorische Zeugnis aus Anlass der Ausstellung „Der Hafen von Münster. 100 Jahre Dortmund-Ems-Kanal“ im vergangenen Jahr (endlich) restauriert werden. Der 1999 restaurierte Spaten war ein Höhepunkt der Ausstellung und wird nun erstmals wieder in Emden präsentiert.
Blicken wir noch einmal zurück: Im Jahr 1892 begannen die Bauarbeiten am Kanal, der insgesamt eine Länge von 282 Kilometern hat. Er war kein Verbindungsglied zwischen bereits bestehenden Wasserstraßen, sondern zunächst ausschließlich ein Wassertransportweg vom Dortmunder Industriegebiet zur Nordsee. Er beginnt am Dortmunder Hafen und stößt nach 16,5 Kilometern bei Henrichenburg auf den von Herne kommenden Stichkanal, der später bis zum Rhein weitergeführt werden sollte. In nordöstlicher Richtung verläuft er bis Münster, wo er an Ibbenbüren, Bevergen und Rheine vorbei den Abstieg zur Ems beginnt. Bei Hannekenfähr trifft er erstmals auf die Ems, folgt dann aber dem bestehenden Hannekenkanal über Lingen bis nach Meppen. Er folgt dann kurz der Hase, die in die Ems mündet. Deren kanalisiertes und korrigiertes Bett benutzt der Kanal bis Oldersum, wo ein nach Emden führender Seitenkanal abzweigt. Der Kanal weist eine Wasserspiegelbreite von 30 Metern und eine Tiefe von 2,5 – 3 Metern auf. Das Gefälle beträgt insgesamt 71 Meter und wird durch ein Schiffshebewerk und 16 Schleusen überwunden. Der Kanal war ausgelegt für eine Schiffsgröße von 67 Metern Länge und 8,20 Metern Breite mit einer Tragfähigkeit von 750 Tonnen bei 2 Metern Tiefgang. Da diese Schiffe keinen eigenen Antrieb hatten, zog ein Dampfschlepper mehrere dieser Lastkähne. Deshalb wurden möglichst viele Schleusen von 165 Metern Länge errichtet, in die ein Schlepper und zwei
Kähne passten. Die Gesamtbaukosten betrugen 79,4 Mio. Mark. Das Schiffshebewerk war mit 2,5 Mio. Mark das mit Abstand teuerste Kanalbauwerk; es folgten nach dem Lippe-Pumpwerk zur Wasserversorgung des Kanals die Kanalüberführung über die Ems mit 900 000 und die münsterische Sparschleuse mit 810 000 Mark. Damit war der Dortmund-Ems-Kanal die erste modern ausgebaute Wasserstraße im Deutschen Reich.

Dr. Friedrich Scheele