NETZWERKPARTNER

Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 58

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN

FREITAGS, 15:30 - 17:00 UHR
KIDS IN!
MITMACH-AKTIONEN FÜR KINDER AB 6 JAHREN

19. Februar - 24. März, Foyer und Familiendeck
Himmel auf Erden
Passionszeit mit Kindern und Jugendlichen

verlegt auf den 7. April - 11:30 Uhr
Oakfish mit MELANIE SCHULTE
Das Bremer Duo Oakfish in concert

Bewerbungsschluss: 30. April
Wir suchen dich! FSJ im OLME
Deine Chance für eine vielseitige und spannende Erfahrung

KUNSTWERK DES MONATS AUGUST 2000 (2)

Kreuz-Email-Scheibenfibel

Aus der archäologischen Sammlung des Ostfriesischen Landesmuseums stammt diese kleine aus Bronze gegossene Emailscheibenfibel aus der Mitte des 9. Jahrhunderts. Fibeln dienten bis ins Mittelalter als dekorative broschenartige Kleiderschließen, die vom Prinzip her aber wie eine Sicherheitsnadel funktionierten.

Kreuz-Email-Scheibenfibel
2. Hälfte 9. Jahrhundert
Bronze
Dm: 1,7 cm
Inv.Nr.: P 3000

Auf der Schauseite dieses Fundstücks ist ein in das Metall eingetieftes Kreuz zu sehen, das sich aus vier erhabenen Halbkreisen mit eingerollten Enden ergibt. In jedem der vier Zwickel des Kreuzes befindet sich jeweils eine rundlich-ovale Mulde. Diese Vertiefungen sind ursprünglich mit Email ausgefüllt gewesen: Spuren eines graugrünen Emails haben sich erhalten. Auf der Rückseite befinden sich Nadelhalter und Nadelrast, die mit der Scheibe in einem Stück gegossen sind; die Nadel selbst fehlt.
Die Fibel wurde 1952 in Emden bei der Ausgrabung „Große Kirche“ (der heutigen a Lasco Bibliothek) in einer Tiefe von +1,30 m NN (über Normal Null) gefunden und ist eines der wenigen Schmuckobjekte, die von Emder Grabungen stammen. Das Niedersächsische Institut für historische Küstenforschung in Wilhelmshaven stellte sie 1962 dem Ostfriesischen Landesmuseum als Dauerleihgabe zur Verfügung.
An diesem Fund zeigt sich, dass auch unscheinbare Objekte durchaus interessante kulturhistorische Hinweise liefern können: So ist beispielsweise anzunehmen, dass es sich bei der vorliegenden Fibel um die umgelagerte Beigabe einer der ersten in Emden erfolgten Bestattungen – übrigens ein Frauengrab – handelt. Dieses Grab wiederum steht offensichtlich mit einer von zwei ebenfalls registrierten Holzkirchen in Verbindung, womit diese dann als eine der ältesten Kirchen Ostfrieslands anzusehen wäre!
Von Interesse ist außerdem, dass es sich bei der Toten wohl um eine „Fremde“ gehandelt hat, denn die Fibeltracht kommt auf ostfriesischen Gräberfeldern nicht vor, hingegen im sächsischen und fränkischen Gebiet.
Kreuz-Email-Scheibenfibeln treten relativ spät als Trachtbestandteil in Gräbern auf, zu einer Zeit, als mit zunehmender Christianisierung die Beigabensitte abnahm. Bei den Gräbern handelt es sich meistens um West-Ost ausgerichtete Bestattungen, was ebenfalls mit der Christianisierung
in Zusammenhang gebracht wird (im Gegensatz zu den früher auftretenden und als heidnisch gedeuteten Süd-Nord-Bestattungen). Eine der Fibel ähnliche Verzierung findet sich übrigens auf einem kirchlichen Gerät: dem sogenannten Adelshauser Tragaltar, der um 840 datiert wird. Auch auf Reliquienkästchen aus späterer Zeit findet das Motiv noch Verwendung. Dies alles weist daraufhin, dass unser Fundstück als ein Beleg für einen frühen christlichen Einfluss in der Händlersiedlung Emden zu werten ist.

Eva Thäte M. A.