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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
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KUNSTWERK DES MONATS MAI 2000 (2)

Judith und Holofernes

Ein besonderer Rundschild aus dem 16. Jahrhundert in der Rüstkammer des Ostfriesischen Landesmuseums │ Emder Rüstkammer zeigt eine Ätzmalerei mit einem beliebte Bildthema aus der Renaissance.

Rundschild
16. Jahrhundert
Eisen
Dm: 61,0 cm; Gewicht: 17,85 kg
Inv.Nr.: RK 314
 

Im Mittelpunkt der Szene steht Judith mit dem Haupt des Holofernes in der Hand, aus dessen Zelt tretend. Ein Kreuz, dessen vier Balken Rankenwerk und Waffengruppen ausfüllen, teilt die Oberfläche des Schildes in vier Felder, in welchen je ein Löwenkopf dargestellt ist. Heute ist die Ätzmalerei ein einigen Stellen verwischt.
Die Geschichte Judiths wird von der Bibel – ohne historische Basis – in die Zeit der Feldzüge König Nebukadnezars gegen Juda (Anfang 6. Jahrhundert v. Chr.) verlegt, obwohl die Atmosphäre eher der der Makkabäerkriege im Zeitalter des Hellenismus (2. Jahrhundert v. Chr.) entspricht. Das Buch Judith gehört zu den apokryphen Büchern des Alten Testamentes, Bücher die nicht in den Kanon der Bibel aufgenommen wurden. Auf dem Schild wird eine Schlüsselszene aus dem Buch Judith dargestellt.
Die kleine Grenzfestung Betulia versperrte einem feindlichen Heer den Weg nach Jerusalem. Als der Fall der Festung drohte, ging die junge, schöne und reiche Witwe Judith mit ihrer Magd in das feindliche Lager, wo sie als Überläuferin festgenommen und vom Feldherren Holofernes zu einem Mahl in sein Zelt eingeladen wurde. Judith nutze die Gelegenheit, als Holofernes nach dem anschließende Trinkgelage betrunken auf seinem Lager lag und schlug ihm mit seinem eigenen Schwert den Kopf ab. Unter dem Vorwand, außerhalb des Lagers beten zu wollen, kam Judith unbehelligt zurück in ihre Stadt. Am nächsten Morgen ließ sie das Haupt des Holofernes auf der Mauer zeigen, worauf die nun führerlosen Assyrer die Flucht ergriffen.
Durch diese Tat wurde Judith zu einer Heldin in der jüdischen Geschichte, die auch in anderen Religionen als Sinnbild aufgegriffen wird. In der bildenden christlichen Kunst galt Judith wegen ihrer Keuschheit und ihres Mutes als Prototyp der Maria. Besonderer Beliebtheit erfreute sich die heroische Gestalt in der Renaissance. Ihre Attribute sind das Schwert und das abgeschlagene Haupt des Holofernes in der Hand oder zu ihren Füßen.
Warum sie auf dem Rundschild zum zentralen Bildmotiv erhoben wurde, lässt sich nur mutmaßen. Sie galt auch als Symbol der Freiheit, wie zum Beispiel die Bronzegruppe Donatellos (1455) bezeugt, die ursprünglich im Auftrage der Medici entstanden ist und nach deren Vertreibung vor dem Florentiner Rathaus aufgestellt wurde. Naheliegend ist jedoch in Verbindung mit den Löwenköpfen, dass wir hier die Darstellung des Mutes und der Stärke und der Freiheitsliebe vor uns haben. Der Löwe, bereits in der Antike als König der Tiere als Symbol der herrscherlichen Macht und Stärke angesehen, hatte in der christlichen Ikonographie verschiedene Bedeutungen. In der Christussymbolik beziehen sich Löwendarstellung u. a. auf den Opfertod Christi, aber auch als Wächter.

Dr. Wolfgang Jahn