NETZWERKPARTNER

Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN

FREITAGS, 15:30 - 17:00 UHR
KIDS IN!
Programm für kreative Köpfe von 6 bis 10 Jahre

09 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr, 17 Uhr, 19 Uhr, 21 Uhr
Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

KUNSTWERK DES MONATS MAI 2000 (1)

Besuch Kaiser Wilhelms II. am 30. Juli 1902 in Emden

Anlässlich der Eröffnung des Emder Außenhafens besuchte Kaiser Wilhelm II. Ende Juli 1902 die Stadt Emden.

Ludwig Krug
Besuch Kaiser Wilhelms II. am 30. Juli 1902 in Emden
nach 30.7.1902
Postkarten
13,8 x 8,7 cm
Inv.Nrn.: FS 3622/1 – 7
 

Ursprünglich war der Besuch ein Jahr früher geplant, der Außenhafen wurde offiziell am 7. August 1901 seiner Bestimmung übergeben, doch dann starb die Mutter des Kaisers, Viktoria, genannt Kaiserin Friedrich am 5. August 1901. Die sieben schwarz-weiß Postkarten aus dem umfangreichen Foto- und Postkartenarchiv des Ostfriesischen Landesmuseums sind eine Auswahl aus einer Serie, die explizit den Kaiserbesuch darstellen. Fotografiert von den beiden Emder Fotografen Ludwig Krug und Hermann Wilhelm Mohaupt. Die Postkarten zeigen in chronologischer Reihenfolge den Verlauf des mehrstündigen Besuches. Der Kaiser erreichte den Emder Außenhafen mit dem Torpedoboot „Sleipner“. Von dort ging er zu Fuß zum Innenhafen, wo er die kaiserliche Rudergig bestieg. Am Ratsdelft wurde er von den Honoratioren der Stadt, angeführt von Oberbürgermeister Fürbringer und Bürgervorsteher Zorn, begrüßt (Postkarte 1). Danach schritt der Kaiser die Front der Ehrenkompanie ab, die vom 78. Regiment und Vertretern der ostfriesischen Kriegervereine gestellt wurde (Postkarte 2). Nach der Besichtigung der drei Denkmäler am Stadtgarten betrat Wilhelm II. in Begleitung von Offizieren und Honoratioren das Rathaus, wobei er eine Ehrentribüne passierte. Überlebende Matrosen des kurz zuvor gesunkenen Torpedobootes S 42 waren vor dem Rathaus aufgestellt. Sie bedachte der Kaiser mit Verdienstmedaillen (Postkarte 3). Im Rathaus besichtigte der Kaiser Urkunden, den Silberschatz und die Rüstkammer der Stadt. Nach Ansprachen im Sitzungssaal betrat er den Rathausbalkon, wo er sich der jubelnden Menge zeigte (Postkarte 4). Danach verließ er das Rathaus (Postkarte 5) und begab sich zum Ratsdelft, wo seine Rudergig bereits auf ihn wartete. Auf einem roten Teppich geht der Kaiser die Treppe zum Boot hinunter. Rechts und links neben der Treppe stehen Schüler in weißen Matrosenanzügen. Im Hintergrund befinden sich die Ehrentribüne und die Ehrenjungfrauen (Postkarte 6). Vorbei an der Ehrenkompanie bringt die Rudergig den Kaiser zum Telegrafenamt, damals das modernste in Europa (Postkarte 7).
Der Bau des Außenhafens wurde durch die Entwicklung im Schiffbau notwendig. Da die Schiffe größer wurden, passten sie nicht mehr durch die Nesserlander Schleuse. Voraussetzung der Hafenerweiterung war allerdings der Bau des Dortmund-Ems-Kanals. Der Bau des Kanals wurde 1886 beschlossen, 1892 begonnen und 1899 fertiggestellt. Von 1899-1901 dauerte der Ausbau des Hafens. Der Zugang für große Seeschiffe wurde damit möglich gemacht. Emden wurde zum Umschlagplatz für industrielles Massengut, Kohle und Erz. Mit dem Aufstieg Emdens zum drittgrößten Seehafens Deutschlands veränderte sich auch die Stadt. Neue Industrien kamen und mit ihnen arbeitsuchende Menschen aus dem Umland bzw. aus anderen deutschen Gebieten. Die Sozialstruktur änderte sich, die plattdeutsche Sprache wurde vom Hochdeutschen verdrängt. Herrschte bisher das Bekenntnis zur reformierten Kirche vor, trat nun der lutherische Glauben in den Vordergrund. Die Einwohnerzahl Emdens stieg von 13.400 im Jahre 1880 auf 24.600 im Jahre 1915. Die Zahl der Betriebe verdoppelte sich zwischen 1894 und 1913, während sich im gleichen Zeitraum die Zahl der Arbeitnehmer mehr als vervierfachte. Der Bau des Außenhafens war somit Katalysator für den Eintritt Emdens in das Industriezeitalter.

Jürgen Halbfaß M. A.