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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
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Di - So: 10:00-17:00 Uhr
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KUNSTWERK DES MONATS APRIL 2008

Silberner Deckelpokal

Das Silberkabinett des Ostfriesischen Landesmuseums Emden wird dominiert von einer Vitrine, in der der heutzutage siebenteilige Silberschatz der Stadt Emden, das Ratssilber, präsentiert wird. Dazu gehört ein Deckelpokal, der von den zeitweise in Emden ansässig gewesenen englischen Tuchhändlern 1598 als Dank für einst gewährte Privilegien geschenkt wurde.

Juryen van Ham (? – 1616 Emden, 1597 Meister in Emden)
Deckelpokal
1598
Silber, vergoldet
48,3 x 15,7 cm
Inv.Nr.: SK 5


Die „Merchant Adventurers“ genannten Kaufleute hatten 1564 als Ersatz für Antwerpen einen neuen Stapelplatz für den europäischen Kontinent in Emden gefunden. Nach Beilegung des Konflikts zwischen den Niederlanden und England, der zu der Standortveränderung geführt hatte, zogen die Tuchhändler Ende des selben Jahres wieder zurück nach Antwerpen. Ab 1580 nutzten die „Merchant Adventurers“ erneut Emden als Stapelplatz, doch als die Emder 1587 nicht mehr bereit waren, die einst vom Grafenhaus erteilten Privilegien weiter zu gewähren, verlegten die Tuchhändler ihren Standort nach Stade.
Der fast einen halben Meter hohe Pokal ist aus getriebenem und gegossenem sowie vergoldetem Silber gearbeitet und reich mit Voluten, Fruchtbündeln, Masken und Ornamentbändern verziert. Über einem gewölbten Fuß erhebt sich ein von drei als Atlasfiguren dargestellten Satyrn umgebener Schaft, der den zylindrischen, sich nach oben hin leicht verbreiternden Gefäßkörper trägt. Im unteren Bereich besitzt der Korpus einen von drei Voluten überfangenen Wulst, im oberen einen ausgestellten Rand, auf dem der Deckel aufliegt.
Die Außenwandung des Kelchs ist mit drei von Rankenwerk und Masken umgebenen Medaillons geschmückt, in denen die theologischen Tugenden Fides (Glaube), Caritas (Nächstenliebe) und Spes (Hoffnung) dargestellt sind. Die unbekleidete Fides hält ein Kreuz und hat die rechte Hand auf die Brust gelegt. Caritas legt schützend ihren Arm um ein Kind, während sich ein zweites Kind an sie schmiegt. Spes erhebt die Hände vor ihrer Brust zum Gebet.
Auf dem Deckel befinden sich alternierend Köpfe und die Personifikationen von drei der Kardinaltugenden, nämlich Fortitudo (Tapferkeit), Temperantia (Mäßigung) und Justitia (Gerechtigkeit). Die unbekleidete Fortitudo umarmt liegend eine Säule. Temperantia trägt in der linken Hand ein Winkelmaß. Justitia – wie Fortitudo unbekleidet – hält in ihrer rechten erhobenen Hand ein Krummschwert und in der Linken eine Balkenwaage. Die vierte Kardinaltugend – die in einem Buch lesende Prudentia (Klugheit) – befindet sich auf der Unterseite des Deckels.
Bekrönt wird der Deckel von einer durch drei Atlanten gestützten Frauengestalt, die sich mit der linken Hand auf einen Schild stützt, auf dem die kombinierten Wappen der Stadt Emden und der „Merchant Adventurers“ dargestellt sind.
Obwohl weder ein Meister- noch ein Beschauzeichen auf dem Deckelpokal vorhanden sind, ist aus der Überlieferung bekannt, dass der Emder Goldschmied Juryen van Ham ihn 1598 gearbeitet hat. Er war im September 1597 Meister geworden und saß bis zu seinem Tode im Jahre 1616 der Gold- und Silberschmiede-Gilde mehrfach als Olderman vor.
Der städtische Silberschatz besaß mehrere Funktionen. Zum einen konnten die Stadtväter nach außen mit den prunkvollen Pokalen den Reichtum der Bürgerschaft dokumentieren, zum anderen dienten sie ganz profan als Trinkgefäße bei besonderen Anlässen und drittens hätten die edlen Kunstwerke in Notzeiten im wahrsten Sinne des Wortes versilbert werden können.

Aiko Schmidt M. A.