KUNSTWERK DES MONATS NOVEMBER 2012
Löwenkopfsäbel eines in Tsingtau stationierten Marineoffiziers
Dieser Marinesäbel ist eine Sonderausführung für die deutschen Kolonialtruppen in Tsingtau (China) und gehört zur 1889 hergestellten Modellreihe.
A. Lüneburg, Kiel
Löwenkopfsäbel eines in Tsingtau stationierten Marineoffiziers
Marinesäbel – M 1889 a/A
Gesamtlänge: 90,0 cm; Klingenlänge: 76,0 cm; Gewicht: 800 g
Inv.Nr.: RK 2551
Die Hafenstadt war Teil der am Gelben Meer gelegenen chinesischen Provinz Schantung. Das Deutsche Reich besetzte am 14. November 1897 durch ein Kreuzergeschwader unter Admiral von Diedrich Tsingtau und die Bucht von Kiautschou. Ein Jahr später schloss das Deutsche Reich mit China einen Pachtvertrag über 99 Jahre und baute die Kolonie zu dem Marinestützpunkt in Ostasien aus, den das Marineamt seit Jahren gefordert hatte. Die Ermordung von deutschen Missionaren in Südschantung am 1. November 1897 bot eine Gelegenheit, die seit langem vorbereitete Landnehmung als legitim darzustellen. Bis zum Ersten Weltkrieg blieb Kiautschou in deutscher Hand und diente vor allem als Stützpunkt für das Ostasiengeschwader der Marine, dem auch der Kleine Kreuzer SMS EMDEN angehörte.
Die Geschichte der Offizierssäbel der Soldaten in China beginnt mit der Genehmigung der neuen Uniformierungsbestimmungen für die Marineangehörigen durch Kaiser Wilhelm I. am 24. Februar 1874. Zu den Säbeln wurde dort Folgendes ausgeführt: „Marinesäbel sind mit schwarzlederner und vergoldeten Beschlägen versehener Scheide, vergoldetem Bügel und elfenbeinernem Griff, an einer Koppel von mattem schwarzem Leder mit runden Seitenriemen, vergoldetem Schloss und Karabinerhaken zu tragen“. Im Marine-Verordnungs-Blatt Nr. 16 von 1875 wird ergänzt: „Der Marinesäbel ist leicht gekrümmt; der vergoldete Bügel ist nicht durchbrochen und trägt an der unteren äußeren Seite einen unklaren Anker mit Kaiserkrone.“ Somit gab es erst fünf Jahre nach der Gründung der Kaiserlichen Marine einen Marinesäbel, der mit einer Kaiserkrone verziert war. Der Marinesäbel, welcher bei den Dienstgraden vom Vize-Feldwebel aufwärts zur Uniform gehörte, wurde an Bord jedoch nur zu besonderen Anlässen wie einer Flottenparade oder dem Besuch eines Admirals getragen. Aufgrund der Verletzungsgefahr und der eingeschränkten Mobilität blieb er ansonsten dem Tragen beim Landgang vorbehalten.
Bei der abgebildeten Blankwaffe ist der Säbelgriff mit Perlmutt belegt und mit Draht umwickelt. Die Unterseite des Stichblattes ist mit einer Krone mit Anker verziert. Der Gefäßbügel endet in der Griffkappe mit dem namensgebenden Löwenkopf. Als Löwenkopfsäbel wird populär ein Säbel bezeichnet, dessen Knauf wie ein Löwenkopf geformt ist. Dieses Motiv erfreute sich seit dem 18. Jahrhundert besonders in Deutschland, Frankreich und Österreich-Ungarn einer steigenden Beliebtheit.
Eine Besonderheit des Marinesäbels ist die am Körper getragene Gefäßseite. Sie kann eingeklappt werden, damit der Säbel glatt am Körper anliegt. Die verzierte Lederscheide ist am oberen und unteren Tragring sowie am Ende mit Messing beschlagen. Die Klinge ist mit Stempelmarken in Form eines Pflanzenblatts und einer Rautenkrone versehen. Ebenso sind mehrere Ornamente in die Klinge eingraviert. Auf dem Rücken der Klinge steht die Inschrift des Herstellers „A. Lüneburg, Kiel“.
Henning Priet M. A.