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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

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Programm für kreative Köpfe von 6 bis 10 Jahre

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Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

Bewerbungsschluss: 30. April
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KUNSTWERK DES MONATS MAI 2011

Ingwertopf

In den Sammlungen des Ostfriesischen Landesmuseums Emden befindet sich ein Ausstellungsstück, das im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert eine besondere Faszination auf Künstler ausgeübt haben muss.

Niederländisch
Ingwertopf
Mitte 18. Jahrhundert
Keramik
H: 16,0 cm; Dm: 13,3 cm / 7,5 cm
Inv.Nr.: NK 172

Denn zum einen sind dergleichen Gegenstände in verschiedenen Gemälden, zum Beispiel von Paula Modersohn-Becker (1876 – 1907), Vincent van Gogh (1853 – 1890) und Paul Cezanne (1839 – 1906), dargestellt, zum anderen spielt es eine wesentliche Rolle in einem Theaterstück von Bertolt Brecht (1898 – 1956). Bei diesem Objekt handelt es sich um einen Ingwertopf. In der Dauerausstellung werden drei derartige Stücke in der Abteilung „Aus dem Fundus“ präsentiert, von denen eines hier genauer vorgestellt wird.
Der Ingwertopf besitzt eine kugelige Form mit eingetieftem Standboden und erinnert in seinem Äußeren eher an eine Vase als an einen Topf. Es wird vermutet, dass zu dem Topf ein Deckel gehört hat, der aber inzwischen verloren gegangen ist. Der Topf ist 16 cm hoch und hat am Boden einen Durchmesser von 13,3 cm, an der oberen Öffnung von 7,5 cm. Er besteht aus Porzellan und seine Herstellungszeit wird auf Mitte des 18. Jahrhunderts geschätzt. Produziert wurde er vermutlich im niederländischen Delft.
Mitte des 18. Jahrhunderts gehörte Porzellan noch zu den Luxusgütern in Europa, ein Massengut wurde es erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit der vermehrten industriellen Fertigung. Dass Porzellan damals noch eine Rarität war, lag auch daran, dass die Herstellung lange Zeit in China geheim gehalten worden war, bevor es 1709 Johann Friedrich Böttger (1682 – 1719) in Meißen gelang, das Geheimnis um seine Inhaltsstoffe zu lüften. Von daher fällt die Herstellung des Ingwertopfes noch in die Anfangszeit der europäischen Porzellanproduktion.
Diese Periode der Porzellanfertigung war geprägt von Handarbeit. Das betraf zum einen die Herstellung des Gefäßes, zum anderen auch dessen Dekorierung. Der Ingwertopf ist in kobaltblauer Unterglasur auf weißem Grund verziert. Das Motiv umfasst den gesamten Gefäßkörper und zeigt eine chinesische Küstenlandschaft mit Bergen, einem Fluss, zwei Segelbooten, Häusern, Bäumen und einem Angler am Wasser. Die Malerei wirkt leicht verschwommen und durch die zum großen Teil bemalte Fläche sehr dicht. Hafen- und Flusslandschaften dieser Art kamen um 1725 als Dekor in Mode. Der Dekor an sich sollte dabei aber nicht eigenständig wirken, sondern hatte die Funktion, das strahlende Weiß des Porzellans noch zu betonen. Denn von genau diesem Weiß war man in Europa angetan. Des Weiteren entspricht sowohl die Bemalung als auch der Topf an sich der im 18. Jahrhundert besonders populären Chinamode.
Damit kommen wir zum eigentlichen Verwendungszweck des Topfes beziehungsweise zu dessen Inhalt. Ingwer ist eine Pflanze, die in China schon seit Jahrtausenden als Gewürz und Heilmittel genutzt wird. In Europa ist er ebenfalls schon seit der Antike bekannt und beliebt gewesen. Die Verarbeitung des Gewürzes ist variabel. Er kann frisch, getrocknet oder gemahlen verwendet werden. Oft wurde er mit Essig oder Alkohol angesetzt, um ihn haltbar zu machen. Außerdem bestand die Möglichkeit, Ingwer in Sirup einzulegen oder zu kandieren und damit in eine beliebte Nascherei zu verwandeln. Und für die Aufbewahrung genau dieser Süßigkeit diente in früherer Zeit ein solcher Ingwertopf.

Caroline Schott M. A.