Schein oder Wirklichkeit? Realismus in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts
Pressemitteilung
9. Mai bis 12. September 2010
Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Schein oder Wirklichkeit?
Realismus in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts
9. Mai bis 12. September 2010
Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Kontakte:
Ihr Ansprechpartner: Museumsdirektor Dr. Carsten Jöhnk
Tel. 04921-872058, Mail: landesmuseum@emden.de
Kuratorin: Dr. Anette Kanzenbach
Museumspädagogik: Ilse Frerichs
Das Ostfriesische Landesmuseum Emden präsentiert im Frühjahr und Sommer 2010 eine im Nordwesten einmalige Sonderausstellung mit Werken aus dem „Goldenen Zeitalter“ der niederländischen Malerei.
„Schein oder Wirklichkeit? Realismus in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts“ ist eine der drei Hauptausstellungen der kulturellen Veranstaltungsreihe „Abenteuer Wirklichkeit“, die in diesem Jahr Ostfriesland beherrscht. Nach der Trompe l’oeil-Ausstellung der Kunsthalle Wilhelmshaven und der Realismus-Ausstellung der Kunsthalle Emden rückt nun das Ostfriesische Landesmuseum Emden ins Zentrum des ostfriesischen Kulturangebots.
Auf rund 500 Quadratmetern werden mehr als 80 Gemälde so bedeutender Maler wie Jan Steen, Willem Kalf oder Samuel van Hoogstraten ausgestellt. Die niederländischen Meister setzten mit ihren technisch und ästhetisch meisterhaften Werken neue Maßstäbe in der Kunst und gelten als Wegbereiter des modernen Realismus.
Präsentiert werden unter anderem namhafte Leihgaben aus großen öffentlichen Sammlungen wie zum Beispiel in Hamburg, Schwerin, Berlin, Karlsruhe, Bonn oder Groningen. Darunter sind Meisterwerke, die erstmals seit Jahren ausgestellt werden. Hinzu kommen Kunstwerke aus zwei privaten Sammlungen – Werke also, die nur ausnahmsweise der Öffentlichkeit zugänglich sind. In ihrer Breite, ihrem Facettenreichtum und ihrer Qualität ist diese Zusammenstellung niederländischer Meisterwerke in Ostfriesland einmalig. Auch für Kenner der niederländischen Kunst gibt es viel Neues zu entdecken.
Die Werke zeigen Alltagsdarstellungen, Landschaften, Tierbilder, Interieurs und Stillleben und beeindrucken durch eine wirklichkeitsnahe Schilderung. Der Betrachter sieht perspektivisch hoch komplizierte Räume, fotografisch genau wiedergegebene Materialien, täuschend echt wirkende Spiegelungen, Lichter und Schatten, Illusionen von Nah und Fern. Höhepunkte sind illusionistische Kunststücke, die mit der wiedergegebenen und künstlerischen Realität spielen. Gemälde dieser Art lassen fast vergessen, dass alles nur Farbe und Bindemittel auf Holz oder Leinwand ist.
Bei näherem Hinsehen offenbart sich eine weitere Realität jenseits der Bildebene. Alltagszenen und Naturabbildungen werden durch optische oder inhaltliche Widersprüche neu interpretiert. Viele der vordergründig eindeutigen Alltagsszenen enthalten in einer symbolischen Bildersprache „versteckte“ Botschaften zu Themen wie Tugend und Laster. So warnt die auf den ersten Blick fröhliche Wirtshausszene von Hendrick Martensz. Sorgh vor der Verschwendung von Lebenszeit. Die „schlafende Frau“ von Jacob Duck ist nicht von der Arbeit müde; die Kinder sind sich selbst überlassen. Der harmlos anmutende „Besuch des Arztes“ von Hoogstraten stellt bei näherem Hinsehen eine Szene aus einer zeittypischen Burleske dar. Und was sagt uns Petrus Staverenus’ junge Frau mit den Schellfischen wirklich?
Mit Schein oder Wirklichkeit? thematisiert das Ostfriesische Landesmuseum Emden die seit dem 16. Jahrhundert bestehende enge geschichtliche und kulturelle Verbindung zwischen Nordwestdeutschland und den Niederlanden. Dieser Blick über die Landesgrenzen hinaus ist charakteristisch für das kunst- und kulturgeschichtliche Angebot des Hauses. In einer umfassenden Sammlung von Zeitzeugnissen werden hier die Geschichte und die Identität der gesamten Ostfriesischen Halbinsel lebendig. Dies umfasst neben der bekannten Emder Rüstkammer mit seinem beeindruckenden Bestand niederländischer Radschlosspistolen die Moorleiche „Mann von Bernuthsfeld“, das Emder Silberkabinett sowie eine bedeutende Sammlung von Gemälden, die ebenfalls zum Teil in der Ausstellung Schein oder Wirklichkeit? zu sehen sind.
Wesentlich bei der Ausgestaltung von Schein oder Wirklichkeit? war die Prämisse, dass Kunst auch Spaß machen darf. So wurde die Abteilung Museumspädagogik von Anfang an mit einbezogen. Im Ergebnis bieten verschiedene interaktive Elemente und begleitende Veranstaltungen die Möglichkeit, sich das Thema in Teilen spielerisch zu erschließen. Unter anderem können Stillleben nachgestellt, Anamorphosen gebaut sowie eine Camera obscura von innen besichtigt werden. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben kostenlosen Eintritt.
Die Ausstellung Schein oder Wirklichkeit? wird großzügig von der BARD-Gruppe sowie vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der Stadt Emden gefördert. Sie ist Teil des von der Ostfriesischen Landschaft organisierten Kulturthemenjahres „Abenteuer Wirklichkeit“ und steht unter der Schirmherrschaft des Niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff.
Es erscheinen ein Begleitband zur Ausstellung und ein Kunstbuch für Kinder und Familien.