KUNSTWERK DES MONATS DEZEMBER 2009

Locker leicht und knusprig frisch

Jährlich zu Neujahr wird in Ostfriesland eine besondere Köstlichkeit verzehrt, nämlich der Neujahrskuchen, plattdeutsch auch Rullerkes oder Krüllkoken genannt.

Waffeleisen
1765
Schmiedeeisen
L: 59,5 cm; B: 14,5 cm
Inv.Nr.: UM 146

 

Dieses Gebäck wird nach besonderen Rezepten hergestellt und in eigens dafür bestimmten Waffeleisen gebacken. Das Ostfriesische Landesmuseum Emden besitzt mehrere solcher Waffeleisen, von denen eines in der Abteilung „Fundus“ ausgestellt ist.
Dieses Waffeleisen besteht aus zwei langen Schenkeln, die in einem Scharnier beweglich miteinander verbunden sind. Die Griffe an der einen Seite sind rund geschmiedet, deren Abschluss bildet jeweils ein Knauf. Die Enden der anderen Seite laufen in runden, breiten Platten aus. Zum Gebrauch wurden diese Blätter im Herd- oder Kaminfeuer erhitzt. Bevor der Teig auf die heißen Platten gelegt wurde, wurden diese aus dem Feuer genommen und mit Fett eingerieben. Wenn der Teig dann auf den Eisen lag, wurden diese zusammengedrückt und der Teig wurde durch die in den Platten gespeicherte Wärme zu einer Waffel gebacken. Nach wenigen Minuten konnte die fertige Waffel entnommen und gerollt werden. Anschließend wurden die Eisen gesäubert und der Vorgang begann von neuem.
Auf diese Weise wurden vom 16. bis zum 19. Jahrhundert Waffeln gebacken. Das vorgestellte Gerät gehört demnach zu den traditionellen Waffeleisen. Kennzeichen dieser waren die langstielige Form und das offene Feuer, in das sie gehalten wurden. Mit der Entwicklung der geschlossenen Herde um 1900 kam ein anderer Typ auf. Das waren runde, aufklappbare Waffeleisen, die direkt auf die Herdplatte gesetzt werden konnten. Deren Nutzung war weitaus weniger anstrengend. Elektrisch betrieben, aber in ähnlicher Form, sind sie noch heute in Gebrauch.
Auch wenn moderne Geräte einfacher zu bedienen sind, so weisen traditionelle doch in der Regel aufwändigere Verzierungen auf. Die Platten des vorgestellten Waffeleisens sind an der Innenseite kunstvoll mit einer Gravur versehen. Auf der einen Seite befindet sich das Herstellungsjahr „1765“, auf der anderen die Initialen „I K“, beides in geschwungenen Lettern. Diese Verzierungen entsprechen dem 18. Jahrhundert, in dem persönliche Merkmale auf dem Gerät einen Bezug zum Besitzer herstellten. Diese Gepflogenheit wurde im 19. Jahrhundert zugunsten rein ornamentaler Motive aufgegeben.
Im 16. Jahrhundert dagegen waren sogar biblische und religiöse Motive auf Waffeleisen vorzufinden. Ein religiöser Bezug liegt auch nahe, da der Ursprung der Waffelherstellung eng mit dem religiösen Leben in Verbindung steht. Es wird angenommen, dass die Herstellung von Oblaten in mittelalterlichen Klöstern der Vorläufer der Waffelherstellung war. Belege für Waffeln gibt es dann seit dem 9. Jahrhundert in Frankreich und Belgien. Im 15. Jahrhundert waren Waffeln schon in den Niederlanden und Norddeutschland weit verbreitet. Im Gegensatz zu süddeutschen und österreichischen Gebieten, wo die Waffel ausschließlich gehobenen Kreisen vorbehalten war, avancierte die Waffel hier zum beliebten Volksgebäck, das auch heute noch besonders gern an Festtagen verzehrt wird.

Caroline Schott M. A.