KUNSTWERK DES MONATS JULI 2007

Segelschiff „Herzog Sophie Charlotte“

Am 22. Oktober 1880 wurde Johannes Holst auf der Elbinsel Altenwerder bei Hamburg geboren. Schon seine Vorfahren hatten als Schiffer, Fischer und Händler auf der Insel gewohnt, der auch er ein Leben lang verbunden blieb.

Johannes Holst (1880 Hamburg – 1965 Altenwerder)
Segelschiff „Herzog Sophie Charlotte“
Öl auf Leinwand
1938
70,0 x 100,0 cm
Inv.Nr.: OLM 532

Holst war Marinemaler, Geigenbauer und Segler in einer Person, und obwohl er nie ein akademisches Studium absolviert hatte, erzielte er in allen Bereichen großen Erfolg und Anerkennung.
Ein früher Förderer seines Talents war der Handwerker, Dekorationsmaler und Schiffsporträtist Hinrich Paul Lüders (1826 – 1897), bei dem er eine Malerlehre absolvierte. Seit dieser Lehrzeit wusste Holst, dass er Marinemaler werden wollte und möglichst ebenso bedeutend wie der von ihm so sehr bewunderte Däne Anton Melbye oder der Brite John (Jack) Spurling.
Johannes Holst nannte sich selbst Kunstmaler und Autodidakt. Als er am 3. Juli 1965 in seinem Haus am Fischereihafen starb, hinterließ er ca. 2000 Ölgemälde. In seiner Malerei ging es ihm um die Wiedergabe der realen Erscheinungsform: „Man könnte danach einen Segler takeln“, sollen Fahrensleute seine Schiffsporträts kommentiert haben. Ihn faszinierten die Windjammern vergangener Zeiten ebenso wie große Passagierdampfer oder die Kutter und Ewer der Elbinseln.
Mit aufgeblähten Segeln kreuzt das Segelschulschiff „Herzogin Sophie Charlotte“,
auf dem die deutsche Handelsmarine zwischen den Kriegen ihren Nachwuchs ausbildete, bei schwerem Wetter hart am Wind. Gischt spült gegen das Schiff, der Sturm hat zugenommen und erste Böen kräuseln die Oberfläche der Wogen. Bis auf die Bram- und Royalsegel sind alle anderen einschließlich der Vorsegel noch gesetzt. Das Schiff krängt leicht nach Steuerbord über. Die Schilderung dieser Atmosphäre nimmt gefangen: Man glaubt, den Wind und die Feuchtigkeit in der Luft zu spüren. Dabei erinnern Reste von Blau am Himmel noch an einen sonnigen Tag.

Dr. Friedrich Scheele