EMDER RÜSTKAMMER

Emdens Rüstkammer ist in Norddeutschland nach Zahl und Qualität ihrer Waffen einzigartig. Sie vergegenwärtigt beispielhaft den Selbstverteidigungswillen einer autonomen Stadt der frühen Neuzeit.

Zeughäuser und Rüstkammern existierten in norddeutschen Städten als eigene Einrichtungen meist erst seit dem 16. Jahrhundert. In Emden belegen Stadtordnungen seit 1562 das Bestehen eines Waffenarsenals für die Ausrüstung von Bürgerwehren und Stadtsöldnern. 1582 fand es seinen Platz unter dem Dach des neuen Rathauses am Delft. Das Rathaus, ebenso wie die Rüstkammer, war Ausdruck der politischen sowie wirtschaftlichen Kraft der Stadt und des Stolzes ihrer Bürger.

 
 

Bereits Mitte des 17. Jahrhunderts sollte die Rüstkammer jedoch ihre eigentliche Funktion verlieren, als die Bürgerwehren ihre Bedeutung für den Schutz der Stadt einbüßten. Käufe moderner Waffen unterblieben, der Zuwachs beschränkte sich auf Geschenke privater Waffen, und das Arsenal wurde mehr und mehr zum Raritätenkabinett. Nur im 19.Jahrhundert erlebte es eine kurze Renaissance, als die Ausrüstung der Bürgerwehren aus den Revolutionsjahren 1848/49 den Bestand erweiterte. Einer der letzten namhaften Zugänge erfolgte unter Kaiser Wilhelm I. Er übergab Beutewaffen aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Doch es sind im Bestand auch Waffen bis zum Ende des Ersten Weltkrieges überliefert. Diese Objekte sind Belege für Bestrebungen bis in die frühen 10er Jahres des letzten Jahrhunderts, die Emder Rüstkammer als eine wehrgeschichtliche Sammlung zu präsentieren.

In der jetzigen Dauerausstellung stehen die Waffen des 16. und 17. Jahrhunderts, der "Goldenen Zeit" der Stadt im Mittelpunkt, während die kostbaren Jagdwaffen, die niederländischen Radschlosspistolen oder eben die Hinterladergewehre des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Sonderausstellungen präsentiert werden.

Für die Emder war die Rüstkammer stets ein stolzes Stück der eigenen Geschichte. Und so präsentierte man sie auch hohen Besuchern, wie 1902 Kaiser Wilhelm II. oder 1959 Bundespräsident Theodor Heuss.