KUNSTWERK DES MONATS MÄRZ 2001

Das Emder Post- und Telegraphenamt

Heinrich von Stephan

7.1.1831: Heinrich Wilhelm Ernst Stephan wird als Sohn des Schneidermeisters und Ratsherrn Ernst Friedrich Stephan in Stolp geboren.
1848: Eintritt als „Schreiber“ beim Postamt in Stolp in den Postdienst.
1870: Ernennung zum Generalpostdirektor des Norddeutschen Bundes.
1872: Aufnahme als Mitglied des preußischen Herrenhauses.
1873: Verleihung der Ehrendoktorwürde der philosophischen Fakultät der Universität Halle (Saale).
1876: Nach der Vereinigung des Post- und Telegrafenwesens Ernennung zum Generalpostmeister und noch im selben Jahr Auszeichnung mit dem Prädikat „Excellenz“.
1880: Umbenennung des Generalpostamts in Reichspostamt und Ernennung Stephans zum Staatssekretär des Reichspostamtes.
1884: Berufung in den preußischen Staatsrat und Ernennung zum Ehrenmitglied der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen.
19.3.1885: Erhebung in den Adelsstand aufgrund seiner Mitwirkung bei der Gründung des Postvereins (späterer Weltpostverein) sowie für seine Verdienste um das Post- und Telegrafenwesen.
1895: Erhebung in den Rang eines preußischen Staatsministers.
8.4.1897: Dr. Heinrich Wilhelm Stephan stirbt in Berlin.

Die Bedeutung, die Heinrich von Stephan Ende des letzten Jahrhunderts hatte wird deutlich, wenn man heute noch in Städten wie Emden oder Hamburg die auf ihn zurückgehende Bezeichnung „Stephansplatz“ findet. In den 27 Jahren seiner Leitung der Deutschen Reichspost wurde er mit der Institution Post gleichgesetzt.
Das „Emder Post- und Telegraphenamt“
In fast jeder Stadt des deutschen Reiches musste in der 2. Jahrhunderthälfte ein Postgebäude errichtet werden. Der ständig zunehmende Postverkehr, die Vereinigung des Post- und Telegraphenwesens sowie seit 1881 auch des Fernsprechwesens, ließen den Baubedarf stetig ansteigen. Es entstand ein neuer Architekturtypus. Man entschloss sich 1876 die in der Bahn untergebrachte Post und die Telegrafie (bis dahin im Hotel Kappelhoff eingezogen) zu vereinen und errichtete an der ehemaligen Graupferdstraße das dreistöckige Hauptgebäude von 850 qm Grundfläche. Die Bauzeit für das Hauptgebäude betrug drei Jahre, die Kosten beliefen sich auf 480.000 Mark. Die Stadt zählte zu diesem Zeitpunkt rund 13.600 Einwohner. Zuständig für die Errichtung von Postbauten in den Städten des deutschen Reiches war das 1875 in Berlin gegründete zentrale Postbauamt unter Leitung von August Kind. Ihm waren die Bauräte der einzelnen Provinzen unterstellt. Heinrich von Stephan beaufsichtigte persönlich den Entwurfsprozess der Postbauten und gab seinen Baubeamten Anweisungen zur Stilgebung. Die monumentalen Bauten sollten sich in die jeweiligen lokalen Bautraditionen einfügen. 1879 wurde der Hauptbau in seiner Anwesenheit eingeweiht.
Der sich bis zur Osterstrasse ausdehnende Anbau von 1897 ist ein Geschoss niedriger gehalten als der Hautbau und wird von geschwungenen „Renaissance“-Erkern im Dachgeschoss bekrönt.
Das einstige Postgebäude wurde im 2. Weltkrieg bis auf den nördlichen Teil zerstört.

Angelika Eller M. A.