RATHAUS

Die mit dem wachsenden Wohlstand gestiegenen funktionalen und repräsentativen Bedürfnisse der Stadt ließen die Pläne für ein größeres Rathaus reifen. Zur Ausführung zog man viele Künstler und Handwerker aus den Niederlanden heran und wählte als architektonisches Vorbild das Rathaus der damaligen Welthandelsstadt Antwerpen. Mit der Ausführung beauftragte man den niederländischen Baumeister Laurenz van Steenwinkel. 1576, nur zwei Jahre nach der Grundsteinlegung, konnte das Gebäude eingeweiht werden. Die Genialität der Architektur ist nur im Zusammenhang mit Entwürfen von Cornelis Floris, dem Baumeister des Antwerpener Rathauses, zu verstehen. Sein bildlicher Schmuck spiegelte die humanistische Gesinnung der Stadtväter wider, die ihren Verteidigungswillen selbstbewusst mit der 1582 im Dachgeschoß eingerichteten Rüstkammer demonstrierten.

Von der ursprünglichen Innenausstattung haben sich die Leinwand- und Glasgemälde aus der Raedtkammer (Ratssaal) und der Sekretkamer (Besprechungszimmer und Archiv) erhalten. Sie stellen anhand von allegorischen, historischen oder biblischen Figuren und Szenen Musterbeispiele von gerechter und weiser Herrschaft vor Augen. Die positiven oder negativen Exempel sollten die Stadtväter zum richtigen Handeln ermahnen. Sie erinnern heute daran, dass das Rathaus einst nicht nur Sitz der städtischen Regierung war, sondern auch der Ort, an dem Recht gesprochen wurde.