Rembrandt als Radierer
Kabinettausstellung
09. April – 05. Juni 2006 Gemäldegalerie
Gemälde Rembrandts (Leiden 1606 – Amsterdam 1669) gehören zu den bedeutendsten Kunstschätzen der Welt. Ebenso groß wie in der Malerei war die Meisterschaft des Künstlers in der Radierung. Rembrandt zeigt sich in diesen Werken als ein faszinierender Gestalter, der zugleich alle technischen Möglichkeiten der Radierkunst beherrscht.
Wegen der Lichtempfindlichkeit der Papiere können diese Meisterwerke nicht dauerhaft ausgestellt werden. Daher ist es immer ein ganz besonderes Kunsterlebnis, Radierungen Rembrandts im Original betrachten zu können. Diese Möglichkeit bietet nun das Ostfriesische Landesmuseum Emden mit der Ausstellung „Rembrandt als Radierer“.
In Emden werden 35 Original-Radierungen gezeigt, die die inhaltlichen und künstlerischen Besonderheiten seines Werkes gültig repräsentieren. Zu sehen sind so ergreifende Alttagserzählungen wie die „Bettlerfamilie an der Haustür“ (1648), die gerade Almosen empfängt. Faszinierend ist auch das Blatt der „Pfannkuchenbäckerin“ (1635), die ihre temperamentvolle Kinderschar mit dem Lieblingsessen versorgt, die dieses wieder gegen den Hund zu verteidigen hat. Ein anderes Blatt zeigt „Jakob mit seinem Sohn Benjamin“ (1637), der sich in kindlichem Vertrauen an den ihn liebkosenden Vaters schmiegt. Das berührt umso mehr, als wir aus der zugrunde liegenden Geschichte im 1. Buch Mose wissen, dass der Vater gerade ihn als Pfand in die Ferne schicken sollte. Aber auch späte Radierungen Rembrandts sind zu sehen, wie „die Heilige Familie mit der Katze“ (1654). Diese faszinieren durch ihre Gefühlstiefe ebenso wie durch die gestalterische Kühnheit. Dazu kommen Landschaften und ausdrucksvolle Bildnisse.
Alle Arbeiten lassen in Rembrandt einen scharfen und einfühlsamen Menschenbeobachter erkennen, der seine „Geschichten“ mit größter psychologischer Ausdruckskraft erzählt. Die Emder Kabinettausstellung regt nicht zuletzt durch ihren beschränkten, aber repräsentativen Umfang den Besucher zu konzentriertem Schauen ein, zum genauen Beobachten und Aufspüren der vielen Kleinigkeiten, die sich in den Blättern immer zu einem großen verständigen Ganzen zusammenschließen.
Die ausgestellten Radierungen sind Leihgaben der Kunstsammlung der Georg-August-Universität in Göttingen und stammen aus der 1737 verfügten Stiftung des Frankfurter Patriziers Friedrich Armand von Uffenbach.