Wiederentdeckt: Alexander Sanders, erfolgreicher Porträtmaler in Emden und Ostfriesland
Vortrag von Dr. Annette Kanzenbach
20. Februar - 19:30 Uhr, Rummel
Emden war aufgrund seiner geografischen und kulturellen Nähe zu den nördlichen Niederlanden seit dem mittleren 16. Jahrhundert das Ziel vieler Flüchtlinge, die aus konfessionellen oder wirt-schaftlichen Gründen ihr Land verließen. So wurde aus der kleinen Landstadt an der Ems eine prosperierende, selbstbewußte Stadt niederländisch-calvinistischer Prägung, die auf dem Einwan-derungshöhepunkt um 1575 mit 20.000 Einwohnern ihre Bevölkerung vervierfacht hatte. Die Nie-derlande prägten fortan den Kunstgeschmack in der Stadt und blieben über viele Generationen das Vorbild für die Künstler.
Eine bemerkenswerte Persönlichkeit aus diesem Kreis von Künstlern ist Alexander Sanders, der um 1624 geboren wurde und 1684 in Emden starb. Seine drei Regentenstücke, die Gasthausvorsteher und die Gasthausvorsteherinnen wie die Hauptdiakone der Haussitzenden Armen, zu sehen im Ost-friesischen Landesmuseum Emden und der Johannes a Lasco Bibliothek, sind bislang die einzigen Stücke, die man in Emden mit seinem Namen verbindet. Tatsächlich ist sein heute noch greifbares Schaffen sehr viel umfassender und facettenreicher.
Im Vortrag wird das Schaffen von Alexander Sanders anhand der bislang mehr als 30 nachgewie-senen Bildnisse vorgestellt. Sie offenbaren ihn als gefragten Porträtisten der wohlhabenden Bür-ger und Adligen Ostfrieslands. Diese präsentiert Sanders gemäß der damals in den Niederlanden angesagten Bildnistypen, wollte man sich doch auch in Ostfriesland so porträtiert wissen wie man es von seinen Bekann
ten, Freunden und Geschäftspartnern aus den benachbarten Niederlanden kannte. So wird in dem Vortrag nicht nur der kunsthistorisch lange vernachlässigte Emder Maler Alexander Sanders vor-gestellt, sondern auch die hochentwickelte niederländische Porträtkunst seiner Zeit, die europa-weite Ausstrahlung hatte.
Vortrag von Dr. Annette Kanzenbach, Kunsthistorikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ostfriesischen Landesmuseum Emden. Sie stellte auf Einladung des Gerson Research Project den Maler bereits auf dem internationalen Symposium „Masters of Mobility“ vor, das im Oktober 2017 in Den Haag und Amsterdam stattfand.