KUNSTWERK DES MONATS SEPTEMBER 2012
„Feuerschiff Amrumbank – Deutsche Bucht”
Seit nunmehr fast 30 Jahren liegt das Feuerschiff „Amrumbank / Deutsche Bucht“ im Ratsdelft von Emden. In dieser Zeit hat es sich zu einem Wahrzeichen der Stadt entwickelt.
„Feuerschiff Amrumbank – Deutsche Bucht”
Schwarz-Weiß-Fotografie
2.8.1984
H: 12,8 cm; B: 20,1 cm
Inv.Nr.: FS 3266
Die fotografische Schwarz-Weiß-Aufnahme des Schiffes stammt vom 2. August 1984 – in diesem Jahr fand die „Amrumbank / Deutsche Bucht“ ihre jetzige Heimat im Emder Ratsdelft. Vom östlichen Ufer aus aufgenommen, kann man den markanten Schriftzug „Deutsche Bucht” an der Bordwand erkennen. Der Urheber ist uns unbekannt, jedoch ist das Bild ein zeitgeschichtliches Zeugnis der Stadt Emden und befindet sich im Eigentum der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden.
Schwimmende Leuchtfeuer waren grundsätzlich schon seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts in nordeuropäischen Gewässern bekannt. Sie stellten jedoch noch keine dauerhafte Einrichtung dar, sondern wurden nur zu bestimmten Zeiten und Anlässen ausgelegt. Für die deutsche Küste ist uns der Bericht über eine Lotsengaliot von 1774 überliefert, welche als eines der ersten derartigen Schiffe eingesetzt wurde. Die Galiot hatte ihre Station in der Elbmündung, lag aber noch nicht dauerhaft auf fester Position. Erst mit der 1816 zum Feuerschiff hergerichteten Friesischen Kuff „Seestern” kann man von einem echten Feuerschiff sprechen, bei dem die Feuerschifftätigkeit endgültig von der Lotsentätigkeit getrennt wurde. Bis heute hat sich das grundlegende Prinzip dieser Schiffe nicht verändert. Sie dienen als Signalgeber auf fester Position und leiten mit ihren verschiedenen Zeichen ankommende Schiffe sicher durch das Küstengebiet. Zwischen 1815 und 1988 waren 75 bemannte Feuerschiffe im Dienst an deutschen Küsten. Heutzutage sind sie durch unbemannte Feuerschiffe und moderne Signaltonnen ersetzt worden. Die „Amrumbank / Deutsche Bucht“ ist eines dieser traditionsreichen Schiffe und gibt Zeugnis über eine spannende Episode der Seefahrt.
Die Amrumbank wurde zwischen 1914 und 1915 auf der Meyer-Werft in Papenburg gebaut und 1917 in Dienst gestellt. Sie erhielt ihren Namen durch ihre erste längere Stellung auf der Station „Amrumbank” – ab 1969 lag sie schließlich in der „Deutschen Bucht“. Das ursprünglich von einer Dampfmaschine betriebene Schiff erhielt bereits 1928 den heute noch genutzten 330 PS starken Dieselmotor. Wie alle Feuersschiffe hatte auch die „Amrumbank / Deutsche Bucht“ verschiedenste Möglichkeiten der Signalgebung an Bord. Allen voran befindet sich der große Signalfeuerturm in der Mitte des Schiffes. Von diesem strahlte weithin sichtbar das mit Linsen verstärkte Licht der Feuerschiffslampe. Die Lampe war mechanisch so aufgehängt, dass sie die Wellenbewegungen auf See möglichst ausglich und den Lichtschein in der horizontalen Stellung hielt (kardanische Aufhängung). Weiterhin war das Schiff mit akustischen Signalen wie einer Unterwasserschallglocke ausgestattet, um anfahrende Schiffe warnen zu können. Auch ein Funkfeuersystem war an Bord, mit dem die Feuerschiffe in der Nordsee ab 1924 ausgerüstet wurden. Dadurch konnten anfahrende Schiffe nun auch per Funkpeilung ihren Kurs durch die Gewässer finden.
1983 übernahm der Feuerschiffverein „Amrumbank / Deutsche Bucht” e. V. das außer Dienst gestellte Schiff und baute die Innenräume in ihre heutige Form um. Auf dem Schiff befindet sich seitdem auch ein Museum mit dem Schwerpunkt Seezeichentechnik und 1999 wurde die Amrumbank zum offiziellen Kulturdenkmal erklärt. Zum Anlass der 30jährigen Geschichte der „Amrumbank / Deutsche Bucht“ in Emden wird die jetzige Dauerausstellung zum Frühjahr 2013 in Zusammenarbeit mit dem Ostfriesischen Landesmuseum Emden komplett neu gestaltet und modernisiert.
Malte Switkes vel Wittels M. A.